Jediblog

22. Januar 2021 | Spiele

Die Quacksalber von Quedlinburg

Als Quacksalber werden Menschen bezeichnet, die im Wesentlichen keine Ahnung haben, was sie tun, gleichzeitig aber vorgeben, anderen Menschen helfen zu können.

In Die Quacksalber von Quedlinburg übernimmt jeder Spieler die Rolle eines solchen Wunderheilers und versucht, möglichst den besten Trank zu brauen.

Spielweise

Gespielt wird in neun Runden, die jeweils gleich ablaufen:

  • Eine Wahrsagerkarte wird aufgedeckt, die für die aktuelle Runde einen meist positiven Effekt für einige oder alle Mitspieler hat.
  • Die Tränke werden von allen Spielern gleichzeitig gebraut, indem Zutaten aus dem eigenen Beutel gezogen werden. Je mehr Zutaten im Kessel landen, desto besser. Landen jedoch zu viele Knallerbsen im Kessel, so explodiert dieser. Das kann zwar mal passieren, nur muss man sich dann zwischen Siegpunkten und Einkommen für diese Runde entscheiden.
  • Sind alle Tränke fertig gebraut, erfolgt eine Wertung. Manche Zutaten haben jetzt noch positive Effekte, man kann sein Einkommen zum Kauf neuer Zutaten einsetzen und erhält Siegpunkte für die Zutaten im Kessel. Hat man Rubine gesammelt, so können diese zur Verbesserung des Kessels eingesetzt werden.

Spielmechaniken

Durch den Kauf von zusätzlichen Zutaten, aus denen man später blind zieht, gibt es eine Deck-Building-Komponente in Die Quacksalber von Quedlinburg, die jedoch – bei insgesamt sieben verschiedenen Zutaten – recht einfach zu überschauen ist. Natürlich wird kein „Deck“ aufgebaut, sondern ein Beutel mit Zutaten.

Das Ziehen der Zutaten ist immer wieder eine Herausforderung des Glücks. Ähnlich zu Blackjack ist man bei den ersten Zutaten sicher, dass der Kessel nicht explodieren kann. Sobald jedoch zu viele Knallerbsen im Kessel liegen, kann es mit jeder weiteren Zutat zur Explosion kommen.

Wer am Ende einer Runde weit genug hinter dem führenden Spieler liegt, darf – abhängig vom Abstand – zu Beginn der nächsten Runde Rattenschwänze in seinen Kessel werfen. Der Kessel ist also schon ohne weitere Zutaten etwas voller und damit wertvoller. Diese Aufholmechanik greift frühestens in der zweiten Spielrunde und macht den ein oder anderen explodierten Kessel durchaus verschmerzbar.

Varianten

Die verschiedenen Zutaten haben je nach verwendeten Zutatenbüchern unterschiedliche Effekte. Es gibt vier Sets, die aber auch gemischt werden können, so das jedes Spiel etwas anders ablaufen kann.

Zusätzlich haben die Kessel eine Rückseite, auf der Reagenzgläser abgebildet sind. Statt den Kessel zu verbessern, kann das nächste Reagenzglas geöffnet werden. Jedes Reagenzglas bringt dem Spieler entweder einen Rubin oder einen zusätzlichen Zutaten-Chip für seinen Beutel oder einen oder mehrere Siegpunkte.

Fazit

Das Spielmaterial – ein paar Holzsteine, ansonsten überwiegend Pappe – macht einen stabilen Eindruck, die Pappe lässt sich gut aus den gestanzten Bögen herauslösen und gesamte Aufmachung ist sehr ansprechend. Mit ca. 45 Minuten Spielzeit, die relativ unabhängig von der Anzahl der Mitspieler ist, ist Die Quacksalber von Quedlinburg kein Spiel für „mal eben zwischendurch“, füllt aber auch nicht direkt einen ganzen Abend aus.

Vom Titel Kennerspiel des Jahres dürfen sich neue Spieler nicht abschrecken lassen. Der Einstieg ist auch für unerfahrene Spieler leicht, das Spiel ist schnell erklärt und der Glücksfaktor sorgt dafür, dass auch dem erfahrendsten Spieler einmal der Kessel expodiert. Vergleicht man das Spiel mit anderen „Kennerspielen“, so wird schnell klar, dass das nicht immer gilt: Die Legenden von Andor, Village und 7 Wonders haben eine deutlich höhere Einstiegshürde. Das macht sie nicht zu schlechteren Spielen, aber bevor wir Village aus dem Regal holen, überlegen wir eben doch, ob die Zeit auch noch zum Überfliegen der Regeln reicht. Denn das ist nötig, wenn das Spiel nicht regelmäßig auf dem Tisch landet.

Nach drei Partien, in denen immer dasselbe Zutatenset verwendet wurde, hat sich bislang noch nicht das Gefühl eingestellt, dass jedes Spiel gleich ist. Mit den inzwischen verfügbaren Erweiterungen wird es wohl auch noch eine ganze Weile abwechslungsreich bleiben.